Der Gelbfieber Virus ist auf dem Vormarsch. Prof. Dr. Tomas Jelinek vom Berliner Centrum für Reise- und Tropenmedizin erklärt Übertragungswege, Krankheitsverlauf und Präventionsmaßnahmen.
Eigentlich ist Gelbfieber seit Jahrhunderten bekannt. Der Ursprung wird in Afrika vermutet, von wo sich das Virus mit dem Sklavenhandel nach Südamerika ausbreitete. Seit den 1940er-Jahren gibt es eine effektive Impfung. Dennoch hat sich das Fieber seit 2008 aus dem Amazonasgebiet heraus bis nach Nordargentinien vorgearbeitet. Im Jahr 2016 begann ein neuer Ausbruch in Brasilien mit Tausenden von Erkrankten, der nun auch die großen Städte an der Küste bedroht. Auf dem afrikanischen Kontinent kam es zuletzt 2016 zu Ausbrüchen in Angola, der Demokratischen Republik Kongo und in Uganda.
Erreger und seine Übertragung
Gelbfieberviren werden von Mensch zu Mensch oder von Affe zu Mensch durch Tigermücken (Aedes) übertragen. Die Tigermücke sticht typischerweise während der Morgen- und Abenddämmerung. Deshalb ist besonders zu diesen Zeitpunkten Mückenschutz (Spray/Lotion, Kleidung und/oder Moskitonetz) sinnvoll. Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht von jährlich mindestens 200 000 neuen Fällen aus. Bislang ist nicht bekannt, weshalb die Krankheit nur in Afrika und Südamerika verbreitet ist, obwohl die Tigermücke auch in Asien vorkommt.
Krankheitsverlauf
Ungefähr drei bis sechs Tage nach dem Mückenstich kommt es zur Erkrankung. In dieser Periode überträgt der Mensch auch das Virus auf Mücken. Die Krankheit beginnt mit plötzlich einsetzendem Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerz, Muskelschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Nach einer kurzen Besserung entwickeln sich bei vielen Erkrankten ernsthafte Symptome in Form von Gelbsucht, Nierenversagen und inneren Blutungen. Die Todesrate liegt bei etwa 20 bis 30 Prozent.
Risiko für Reisende
Reisende in Risikogebiete sind gefährdet. Nur weil es keine Gelbfiebermeldungen in einem Land gibt, kann nicht auf ein geringeres Risiko geschlossen werden, da das Virus auch in Affen auftritt. Die WHO empfiehlt die Impfung gegen Gelbfieber für alle Reisenden in Länder, in denen Gelbfieber vorkommt oder das Virus vermutlich unter Primaten verbreitet ist. Diese Empfehlung gilt, unabhängig davon, ob das entsprechende Land einen gültigen Impfnachweis bei Einreise verlangt oder nicht. Alleine in diesem Jahr sind bei Reisenden Erkrankungen mit zum Teil tödlichen Verläufen in Peru, Bolivien, Brasilien und Surinam aufgetreten.
Impfung
Alle Reisenden in Länder mit potenziellem Gelbfieberrisiko sollten eine Impfung erhalten. Eine Einzeldosis der Lebendimpfung bewirkt eine lebenslange Immunität bei nahezu allen Geimpften. Zahlreiche Länder in Risikogebieten, aber auch in Asien verlangen den Nachweis einer Gelbfieberimpfung bei direkter Einreise aus einem Risikogebiet – man will das Risiko einer Einschleppung minimieren. Das internationale Gelbfieberzertifikat ist ab dem zehnten Tag nach der Impfung gültig. Früher wurde es nach zehn Jahren ungültig. Dies wurde von der WHO im Jahr 2016 geändert: Nun ist das Zertifikat ebenfalls lebenslang gültig. Leider ist diese Änderung noch nicht an allen Grenzen der Welt angekommen.
Nebenwirkungen der Impfung
An der Einstichstelle kann lokal eine Reaktion auftreten. Als leichte Nebenwirkungen der Gelbfieberimpfung können fünf bis zwölf Tage danach Fieber, Kopfschmerzen und Muskelschmerzen auftreten, die zwei bis drei Tage anhalten. Weniger als 1 : 1 000 000 der Gestochenen haben eine sofortige allergische Reaktion – in der Regel bei einer Hühnereiweißallergie. In sehr seltenen Fällen ist es in der Vergangenheit zu Impfgelbfieber und auch zu tödlichen Impfnebenwirkungen gekommen. Daher sollte die Impfung nur dann verabreicht werden, wenn sie notwendig ist.
Medizinischer Direktor des BCRT
Prof. Dr. med Tomas Jelinek ist Medizinischer Direktor des BCRT Berliner Centrum für Reise- und Tropenmedizin, wissenschaftlicher Leiter des CRM Centrum für Reise- und Tropenmedizin Düsseldorf, Vertragsarzt (Consiliarius Tropenmedizin) am Bundeswehrkrankenhaus Berlin, Lehrbeauftragter der Universität zu Köln (Institut für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene), Consulting Expert der WHO und Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste.
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